Visionen ohne Aktionen bleiben Illusionen“, dieser Aussage des Fairtrade-Botschafters Manfred Holz anschaulich und eindrucksvoll entgegenzutreten gelang den Verantwortlichen der Veranstaltung: Sigmaringen wird Fairtrade Stadt auf das Beste.
Unter strahlend blauem Himmel und vor malerischer Kulisse mit imposantem Schloss und blauer Donau gruppierten sich am Sonntagvormittag bunt bestückte Stände zehn verschiedener Vereine und Institutionen im Halbkreis vor den steinernen Sitzreihen der Donaubühne, die sich trotz frischer Temperaturen, böigem Wind und nicht wenigen Schattenplätzen nach und nach mit vielen Teilnehmern füllten.
Angefangen von der KolpingsFamilie, dem Naturschutzbund Deutschland (NABU), dem Eine Welt Laden Sigmaringen, dem Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND), dem Repair Cafe im Alten Schlachthof über die katholischen Frauengemeinschaft Deutschland (KFD), der Food Sharing Community Sigmaringen bis hin zu den beiden Botschaftern der Energie-Offensive der Erzdiözese Freiburg präsentierten sich die Akteure mit Plakaten, Informationsmaterial und kleinen Denkanstößen in Form von Ansteckern, Samentütchen oder Salzpäckchen. Kurze Statements der einzelnen Gruppierungen zu Beginn der Veranstaltung gaben Denkanstöße und mögliche Antworten angesichts der Aufschrift des großen Transparents im Hintergrund: Wie wollen wir leben? Um die Erde für alle Lebewesen zu erhalten und zu schützen „müssen wir gegen den Trend angehen, als Einzelner hilflos zu sein“, so Ferdinand Kanz vom Eine Welt Laden.
Solidarität und Gemeinschaftssinn werde, so Rüdiger Sinn, im Repair Cafe gemäß der Devise: „Hilf mir, es selbst zu tun“ praktiziert. „Diese Lebensmittel haben wir diese Woche vor der Tonne gerettet. Heute dürfen Sie bei der Rettung mithelfen“, berichtete Renate Sigrist und lud die Anwesenden ein, sich an dem überquellenden Stand appetitlich arrangierter Nahrungsmittel von frischem Gemüse bis zu Lebensmitteln aus dem Kühlregal zu bedienen. „Schön wäre es, wenn der Stand am Ende der Veranstaltung leer wäre.“, so Pastoralreferent Wolfgang Holl.
Im anschließenden ökumenisch gestalteten Gottesdienst verglich Pfarrer Matthias Ströhle in seiner Predigt engagiert und mitreißend die Würz- und Heileigenschaft des Lebensmittels Salz mit den vielen kleinen Initiativen in der Gemeinde, die zur Erhaltung der Schöpfung beitragen.
Umringt von den Mitgliedern der Lenkungsgruppe, die ebenfalls mit einem Stand vertreten waren, überreichte Fairtrade-Botschafter Manfred Holz Bürgermeister Marcus Ehm die Zertifizierungsurkunde und beendete seine Laudatio an die Stadt mit einem Appell an das Publikum: „My fair ladies and gentlemen, kaufen Sie bio, fair, regional und saisonal, denn die Moral endet nicht am Regal!“
Nun ist es offiziell: Sigmaringen wird Fairtrade-Town. Dies wurde der Stadt offiziell durch TransFair e.V. mitgeteilt.
Die Zertifizierungsfeier soll am Sonntag, 29. September im Rahmen des „Tag der Schöpfung“ stattfinden. Damit wird Sigmaringen eine von inzwischen 625 Fairtrade-Towns in Deutschland. „Mit der Zertifizierung möchten wir die Bürgerinnen und Bürger für den fairen Handel und faire Arbeitsbedingungen sensibilisieren und damit soziale Verantwortung übernehmen.“, erklärt Silvia Bregenzer, Sprecherin der Steuerungsgruppe. Im Mai 2017 stellte die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen in Person von Silvia Bregenzer im Gemeinderat den Antrag zu prüfen, ob die Stadt Fairtrade-Town werden kann. Aus dieser Initiative entstand eine Lenkungsgruppe, welche inzwischen aus Vertretern der katholischen und evangelischen Kirche, der Stadtverwaltung, Vereinen und der Wirtschaft besteht.
Für die Zertifizierung mussten vier Geschäfte, zwei Gastronomiebetriebe, eine Schule, eine Kirchengemeinde und ein Verein den Verkauf von fair gehandelten Produkten nachweisen. „Wir waren erstaunt, wie positiv unsere Anfragen bei den Geschäften und Gastronomen aufgenommen wurden. Tatsächlich gibt es in Sigmaringen schon viele fair gehandelte Produkte – oftmals sind diese nur noch nicht so bekannt“, stellt Bregenzer fest.
So fasste der Gemeinderat am 30. Januar 2019 den Beschluss, sich an der Kampagne „Fairtrade Towns“ zu beteiligen und auch selbst künftig fair gehandelten Kaffee auszuschenken und andere fair gehandelte Produkte zu verwenden. Die Steuerungsgruppe hat sich zum Ziel gesetzt, bei verschiedensten Veranstaltungen, wie zum Beispiel am 13. Oktober beim Fest der Kulturen, über fairen Handel und faire Arbeitsbedingungen zu informieren.
„Fairer Handel betrifft nicht nur Kaffee – auch Blumen, Textilien, Getränke oder Kosmetika können fair und nachhaltig produziert werden. Wo welche Produkte zu finden sind, darüber möchten wir künftig in einem eigenen Einkaufsführer für Sigmaringen informieren“, erklärt Silvia Bregenzer. Die Zertifizierung findet am Sonntag, 29. September nach dem ökumenischen Gottesdienstes anlässlich des Tags der Schöpfung statt. Sie wird durch Manfred Holz, Gründungsmitglied und Ehrenbotschafter von TransFair e.V., an Bürgermeister Dr. Marcus Ehm übergeben.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011