Nach dem großen Erfolg der ersten Vesperkirche in Sigmaringen, die im Herbst gemeinsam von der evangelischen Kirchengemeinde und der Johannes-Ziegler-Stiftung aus Wilhelmsdorf veranstaltet worden war, ist nun eine Fortsetzung geplant. „Wir freuen uns, was die Vesperkirche in Sigmaringen bewirkt hat“, lassen sich Pfarrerin Dorothee Sauer und Pfarrer Matthias Ströhle in einer Mitteilung zitieren. „Daran wollen wir anknüpfen und planen schon die Fortsetzung“. Den genauen Zeitpunkt möchten sie mit dem Mittagstisch „Essen und mehr“ abstimmen, den die katholische Kirchengemeinde organisiert.
Unter dem Motto „Einander sehen – füreinander da sein“ öffneten die evangelische Kirchengemeinde und das Gemeindehaus im Herbst die Türen. Mehr als 500 Essen wurden bei der Vesperkirche ausgegeben. Viele Gäste kamen aber nicht nur zum gemeinsamen Mittagessen, sondern auch zur Orgelmusik und zu den Andachten. Ebenso nutzten sie die Angebote der Sozialberatung von Diakonie und Caritas und des Kleider-Reiches.
Der Reformationstag bedeutet für mich, mich daran zu erinnern und mir immer wieder neu bewusst zu machen, welchen Mut Martin Luther aufbringen musste, um seine 95 Thesen an die Kirche zu nageln. Daraus folgt für mich der Ansporn, selbst mutig zu sein und die Freiheit, die mir geschenkt ist, wahrzunehmen und einzusetzen für unsere Kirche und für die, die um mich sind – nicht auszugrenzen und auch die Menschen im Blick zu haben, die nicht in die gewohnten Strukturen passen. Und dies in dem Wissen, dass es Jesus Christus ist, der uns diese Freiheit schenkt und uns den Rücken stärkt.
Vom 3.-10. Oktober veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung und in Zusammenarbeit mit vielen anderen Institutionen wie Diakonie und der Caritas zum ersten Mal eine Vesperkirche im Evangelischen Gemeindehaus in der Karlstraße 24 in Sigmaringen.
Das Motto der Vesperkirche: „Aufeinander achten – füreinander dasein“ steht beispielhaft für das, was den Initiatoren wichtig ist: Zum Mittagstisch zwischen 11:30 und 14:00 Uhr können alle Menschen kommen, egal ob jung oder alt, arm oder reich. Gemeinschaft, Austausch und Fürsorge füreinander sollen im Zentrum der Vesperkirchenwoche stehen. Jeder ist zum Essen eingeladen, das Essen ist kostenfrei und wird durch Spenden aus der Gesellschaft finanziert. Wer will, kann etwas geben. Solange der Vorrat reicht, bekommt aber jeder etwas.
Die Idee der Vesperkirchen entstand vor 25 Jahren in Stuttgart. 1995 öffnete die ev. Leonhardskirche im Zentrum der Stadt im Winter die Türen, um Obdachlosen Heimat, Wärme und Essen zu geben. Die Idee fand großen Anklang Schon bald kamen weitere Angebote, wie kostenfreie ärztliche Beratung hinzu. Die gute Idee machte bald Schule und verbreitete sich in vielen Kirchengemeinden. Zum diakonischen Gedanken kam der Gedanke der Gemeinschaft hinzu und das Verständnis, dass eine Kirchengemeinde die Gemeinschaft aller ist. Und so begegnen sich heute in Stuttgart während des Vesperkirchenzeitraums Tag für Tag ca. 800 Menschen aus allen Schichten der Bevölkerung beim Essen. Der Gedanke der Gemeinschaft ist auch den Sigmaringer Initiatoren nach 1 ½ Jahren der gesellschaftlichen Distanz besonders wichtig.
Der diakonische Gedanke spiegelt sich auch im Begleitprogramm der Sigmaringer Vesperkirche wider. Die Johannes-Ziegler-Stiftung und die Kirchengemeinde laden gemeinsam mit den Kooperationspartnern und der Christlichen Erwachsenenbildung zu mehreren Abendveranstaltungen ein:
Zu den Abendveranstaltungen und den beiden Gottesdiensten kann man Plätze unter evang-sig.de/VesperkircheSIG reservieren.
In der Vesperkirchenwoche (vom 3.10.-9.10.) wird das Essen in zwei Schichten (11:30 Uhr-12:15 Uhr und 12:30 Uhr-14:00 Uhr angeboten. Zwischen den beiden Schichten besteht die Möglichkeit um 12:15 Uhr in der Ev. Stadtkirche eine Andacht zu besuchen. Um 14:00 Uhr findet jeden Tag eine kleine Orgelmusik statt.
Die einzelnen Tage werden Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen der Caritas und der Diakonie anwesend sein. Dort kann man sich niederschwellig informieren.
Die Beratungsschwerpunkte sind:
Ebenso wird an mehreren Tagen eine Ärztin anwesend sein. Am Dienstag kann man sich kostenfrei die Haare schneiden lassen. Das KleiderReich bietet an jedem Tag günstige Second-Hand-Kleidung vor Ort an.
Herzliche Einladung zur Vesperkirche!
Corona hat unsere Gesellschaft verändert – Armut und Einsamkeit sind auch in unserer Region gewachsen. Durch alle Bevölkerungsschichten hindurch leiden die Menschen unter der derzeitigen Situation. Dies gab den Anstoß für die Evangelische Kirchengemeinde Sigmaringen, gerade jetzt erstmals eine Vesperkirche gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung aus Wilhelmsdorf auszurichten. Unter dem Motto »einander sehen – füreinander da sein« war geplant Ende April die Evangelische Stadtkirche und das Gemeindehaus für eine Woche zu öffnen und in dieser Zeit rund 400 Essen auszugeben. Das Ziel der Vesperkirche ist es, Gemeinschaft und Solidarität unter den Menschen zu stärken und auf soziale und materielle Armut aufmerksam machen
Aufgrund der steigenden Inzidenzen und den wieder verschärften Hygienemaßnahmen muss die Vesperkirche nun auf den Frühherbst verschoben werden. Auch die Begleitveranstaltungen zur Vesperkirche, wie die Vorträge, der Eröffnungsgottesdienst und der Diakoniegottesdienst zum Abschluss der Vesperkirchenwoche, müssen leider verschoben werden. „Wir bedauern sehr, dass wir die Vesperkirche in Sigmaringen doch noch verschieben müssen. Wir halten es aber in der momentanen Lage für unumgänglich“, so Projektleiterin Vanessa Lang von der Johannes-Ziegler-Stiftung. „Wir lassen uns aber nicht entmutigen“, so Pfarrer Ströhle, denn die Ziele der Vesperkirche sind in unserer Gesellschaft wichtiger denn je.“
Begeistert sind alle von der positiven Resonanz, die die Vesperkirche unter den Gemeindegliedern erzeugte. Beinahe 60 ehrenamtliche Mitarbeiterinnen haben ihre Unterstützung zugesagt. Ein herzliches Dankeschön auch an alle, die bereits ihre finanzielle Hilfe für die Vesperkirche in Aussicht gestellt haben. Die Vesperkirche soll auf jeden Fall stattfinden.
Armut ist mitten unter uns - auch im reichen Oberschwaben. Jeder sechste Bürger im Landkreis Sigmaringen ist statistisch gesehen von Armut gefährdet. Das sind fast 3.000 Frauen, Männer und Kinder! Sie leben in chronischer Angst, nicht zu wissen, wie sie die nächste Rechnung bezahlen sollen. Sie können ihre Kinder nicht auf die tolle Klassenfahrt schicken, weil das Geld sonst nicht für den nächsten Einkauf oder die dringender benötigten neuen Schuhe reicht. Ein Besuch im Kino? Schon lange her. An Weihnachten als Familie gemeinsam Essen gehen? Unvorstellbar. Durch materielle Armut geht also auch der Kontakt zu anderen Menschen verloren. Vereinsamung und herablassende Blicke der anderen machen die eigene Lage noch viel schlimmer. Umso wichtiger ist es, als Kirche und Diakonie für jede Person einzustehen und gemeinsam einen Weg aus der Armut zu finden. Doch das allein reicht nicht. Kirche und Diakonie müssen vor allem Aufklärungsarbeit und Lobbyarbeit betreiben. Nur so kann der Zusammenhalt in der Gesellschaft gestärkt und bessere politische Rahmenbedingungen geschaffen werden.
Eine Maßnahme ist dabei die Vesperkirche. Sie wurde zum ersten Mal im Januar 1995 in der Leonhardskirche in Stuttgart-Mitte geöffnet. Diakoniepfarrer Michael Friz wollte Menschen, die sich sonst nicht begegnen, an einem Ort zusammenführen, um miteinander zu leben. Ein Drittel der Bänke sollte ausgebaut und stattdessen sollten Tische aufgebaut werden, um Obdachlosen, Junkies und Prostituierten in der Kirche Platz zu machen. Mittlerweile kommen täglich bis zu 800 Menschen in die Stuttgarter Kirche. Dazu gibt es ärztliche und zahnärztliche Versorgung, Hilfe für die Tiere der Gäste, "Kultur in der Vesperkirche", eine Band mit Freunden und Gästen der Vesperkirche. Und natürlich viele, viele Gespräche an den Tischen. Die Menschen kommen nicht nur zum Essen in die Kirche, sondern zum Leben.
Seit diesem Startschuss in Stuttgart wurden in Baden-Württemberg über 35 Vesperkirchen eröffnet. Jede Vesperkirche dauert unterschiedlich lange und hat unterschiedliche Angebote. Doch allen ist gemeinsam: Sie möchten in ihrer Kirchengemeinde jede Person an den Tisch holen und im Veranstaltungszeitraum auf das Thema Armut aufmerksam machen. Die Vesperkirche hat zwei Standbeine: sie stärkt die Besucher und Besucherinnen mit einem guten, einfachen Essen und sie fördert die Begegnung untereinander. Beim gemeinsamen Mittagessen zählt nicht, woher man kommt oder welchen Weg man geht. Bedürftig ist vielleicht nicht nur der, der über wenig Geld verfügt und Lust auf Gemeinschaft hat; vielleicht nicht nur der, der das ganze Jahr über einsam ist. Diese Gemeinschaft der Vesperkirche ermöglicht den Wechsel der Sichtweise auf das eigene Leben, indem man sich dem Leben anderer öffnet.
Auch wir in Sigmaringen möchten gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung aus Wilhelmsdorf dieses Jahr eine Vesperkirche anbieten. Vom 12. bis 18. April möchten wir zu einem gemeinsamen Mittagessen in das Gemeindehaus in der Karlstraße einladen. Die Vesperkirche ist dann täglich geöffnet von 11:30 bis 13:30 Uhr. Tägliche Andachten und Orgelspiele begleiten uns am Mittag. Vertrauliche Gespräche mit Ärzten und Sozialarbeiterinnen, sowie der Besuch im KleiderReich sind in unseren Räumen ebenfalls möglich.
Auch unter besonderen Hygienevorschriften sollen die besonderen Momente der Vesperkirche möglich sein: mit begrenzten Plätzen, aber offen für alle. Für eine bestimmte Zeit werden die Räume der Kirchengemeinde zu Begegnungsorten für alle Menschen. Wir teilen unser Leben, essen und sprechen miteinander, wir wenden uns einander zu. Kirche und Gemeindehaus sind Räume für das bunte Leben, Orte, um Kraft zu tanken und innezuhalten. Wir freuen uns auf Sie.
Herzliche Einladung heute schon!
Vanessa Lang
Gerade in dieser Zeit ist Solidarität besonders wichtig. Deshalb planen wir gemeinsam mit der Johannes-Ziegler-Stiftung vom 11.-18. April unsere erste Vesperkirche in Sigmaringen. Im Sinne der Jahreslosung „Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist!“, wollen wir ein Zeichen für ein gemeinsames Miteinander setzen und als Kirchengemeinde für alle da sein. Haben Sie Lust mit dabei zu sein? Wir suchen Mitarbeitende, die die Räume schmücken, Gäste willkommen heißen oder Essen ausgeben. Natürlich wissen wir, dass es zurzeit sehr gewagt ist, eine solche Veranstaltung zu planen. Wir haben ein gutes Hygienekonzept entwickelt. Sollte die Durchführung zu riskant sein, werden wir sie natürlich verschieben. Wenn Sie Interesse haben, mitzuhelfen, melden Sie sich bitte beim Gemeindebüro (683010). Falls Sie sich zunächst einmal informieren wollen, können Sie gerne bei Pfarrer Matthias Ströhle (683011) anrufen.
Die Kirchengemeinde hat vom Outdoorbekleidungsherstellers Maloja 1000 medizinische Masken erhalten. Diese möchten wir im Sinne des Mottos der Vesperkirche „Einander sehen – füreinander da sein!“ in den nächsten Tagen verteilen. Die Masken können nach den Gottesdiensten in Portionen á 5 Stück abgeholt werden. Des Weiteren sind Sie im mittendrin erhältlich sobald dieses wieder geöffnet ist. In geringen Mengen liegt der Mundschutz auch in der Stadtkirche aus. Kommen Sie bitte einfach vorbei. Die Stadtkirche ist täglich von 10-17 Uhr geöffnet. Sollten keine Masken ausliegen, können Sie gerne im Pfarrhaus klingeln.
Pfarramt I
Dorothee Sauer
Pfarrerin in Sigmaringen & Codekanin im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683014
Pfarramt II
Matthias Ströhle
Pfarrer in Sigmaringen & Beauftragter für Hochschulseelsorge im ev. Kirchenbezirk Balingen
Tel. 07571 / 683011